Im vorigen Abschnitt ist deutlich geworden, dass der Abbau von Mineralölkohlenwasserstoffen in entscheidendem Maße von der Anwesenheit molekularem Sauerstoffs abhängig ist. In umfangreichen Versuchsserien mit Laborreaktoren konnte Hupe (1998) feststellen, dass der mikrobielle Abbau von MKWs beeinträchtigt wird, sobald der Partialdruck von Sauerstoff in der Bodenluft unter 1 Volumenprozent fällt.
Der theoretische Sauerstoffbedarf zur vollständigen Mineralisierung einer
Kohlenstoffverbindung, die nur ,
und
enthält, kann durch folgende
Bilanzgleichung beschrieben werden [Lotter, 1995]:
Für Dieselöl (normiert auf ) gilt:
. Dadurch ergibt sich ein theoretischer Sauerstoffbedarf bei
vollständiger Mineralisierung von 3.36 g O
pro g
[Lotter, 1995]. Für die Oxydation von Glukose (
)
werden
O
verbraucht, also nur
der Menge, die für 1 g
Dieselöl benötigt wird.
Es ist zu beachten, dass Dieselöl, wie die meisten Raffinerieprodukte, ein
Vielstoffgemisch mit nicht vollständig bekannter Zusammensetzung ist. Die
Abschätzung des theoretischen Sauerstoffbedarfs zur vollständigen
Mineralisierung ist entsprechend ungenau. In der Modellierung geht es aber nur
um eine grobe Bestimmung des Verbrauchs an O, für die der obige Wert
ausreicht.
Desweiteren wird im Modell die vollständige Oxydation des Substrats bei
konstanter Biomasse angenommen und das Wachstum auf alternativen Substraten
zunächst nicht betrachtet. Genauere Berechnungen
könnten implementiert werden, wenn das Bakterienwachstum als Funktion des
Substratabbaus explizit mitbetrachtet wird. Dazu wären allerdings genauere
Bestimmungen der Biomasse nötig. Die Messungen bei den 35 unabhängigen
Schadensfällen lassen praktisch keine Rückschlüsse auf die Entwicklung der
Biomasse zu [Kraß et al., 1999].